Kritik zu Metamorphosen(Theater Ansbach) von Kim Ehinger

Als Joseph Beuys seine mit Fett und Kupferdraht gestaltete Säuglingsbadewanne 1968 in einer Ausstellung verwendete, gab es damals eine Putzfrau, die dieses Kunstwerk als solches nicht erkannte und die Badewanne reinigte. Dieses Ereignis ist mittlerweile in den Anekdotenschatz der Kunstwelt eingezogen und wurde medienwirksam in verschiedenen Varianten weitererzählt.

Diese Metamorphose machte sein Kunstwerk unsterblich.

Bevor die zwei Arbeiter im Stück auftauchen, um der Ausstellung, die ebenfalls den Titel Metamorphosen trägt aufzubauen, blickt man lange auf die mit zahlreichen Alltagsgegenständen beschmückte Bühne, die dadurch selbst zur kleinen Installation wird.

Zunächst hängen sie noch in schöner Synchronität kleine Zettel auf eine Art Wäscheleine, bevor plötzlich einer der Beiden sagt: „Ich weiß was über Götter“ und so beginnt die Reise in die römische Mythologie, die Nils Gredeby (Text) in Übersetzung von Günther Bergfeld für ein Publikum ab 10 Jahren aufgearbeitet hat. Die Fassung beruht auf Ovids Metamorphosen und wer nun glaubt, dass so ein antikes und philosophisches Thema eine Überforderung darstellen könnte, wird von der wundervollen und frischen Spielweise Valentin Bartzschs und Gerhald Leiß´ vom Gegenteil überzeugt.
Sie erzählen beispielsweise vom schönen Mädchen Io, das Jupiter in eine Kuh verwandelte oder Phaeton der den Sonnenwagen seines Vaters Helios forderte.
Für die Darstellung der drei Episoden lässt Stefan Becker (Regie) seine zwei Spieler rostiges Altmetall und Eisenstange verwenden, dass sie für die Geschichte mit verblüffender Leichtigkeit verwandeln.
Dabei ermöglicht die Inszenierung einem jüngeren Publikum eine tiefgehende Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen und macht damit einen elementaren Bestandteil des menschlichen Seins begreiflich.
Dass dies nie schwer oder aufgezwungen wirkt, macht diese Inszenierung so sehenswert.

Eine Metamorphose des Theaters.

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