Kritik zu Superhero (El Perro Azúl Teatro) von Kim Ehinger
Fernando Moreno (Foto: Rafa Laufende)
Das diese klassische Superheldengeschichte nie ins Klischeehafte abrutscht, liegt vor allem an Fernando Moreno, der diesen Abend komplett alleine mit seinem präzisen und sinnlichen Maskenspiel bestreitet. Der Wechsel vom Jungen, der sich geschickt auf sein Skateboard schwingt, zu der zittrigen Langsamkeit der Großmutter gelingt Fernando mit solch einer Leichtigkeit, dass man sofort vergisst, dass hier tatsächlich nur ein Person auf der Bühne agiert. Nur manchmal blinzelt das Gesicht des Schauspielers hinter in der Maske hervor - ein kurzer Bruch – es ist doch alles nur Theater.
Genau dieser Bruch ist auch eingearbeitet in die Erzählebene, die neben dem Spiel des Schauspielers in narrativer Form aus dem Off kommt. Traum und Realität wechseln sich ab. Doch anstatt das Träumen als Realitätsflucht zu begreifen, schöpft der Held daraus seine Kraft. Die Fantasie rettet uns vor der harten, ungerechten Welt, aber- und hier schält sich eine kraftvolle Botschaft an das Publikum heraus, die Verantwortung aus dieser Fantasie eine Wirklichkeit werden zu lassen liegt bei uns. Jeder kann ein Superheld sein, oder eben ein Schurke. Das Licht und die Dunkelheit sind Teile unserer Persönlichkeit, doch wir entscheiden, wie wir diese Kräfte freisetzen und hier wird die Superheldenthematik losgelöst vom Pathos des fliegenden Kraftprotzes mit dem roten Cape. Es sind auch die Helden des Alltags, die von der Inszenierung ebenfalls gehuldigt werden. Die Großmutter, die stellvertretenden für alle alleinerziehenden Frauen steht, die es trotz aller Widrigkeiten schaffen, der Junge, der sich seinen Albträumen stellt und es schafft seine Ängste zu überwinden. Hier zeigt sich die Magie des Theaters, das einen Spielraum für Träume und eine Ode an die Fantasie schafft.