Kritik zu Es schneit Eiderdaunen (Theater Marabu) von Theresa Selzer
Nadja Duesterberg als Pomme (Ursula Kaufmann)
Manchmal kann die Welt so schön einfach sein: Marie liebt Dieter. Mama liebt
Papa. Beide lieben Pomme, die gemeinsame Tochter. Doch nach der
Trennung sieht alles ganz anders aus. Wenn Erwachsene sich nicht mehr
lieben, bricht oft die heile Welt der Kinder auseinander. Besonders dann,
wenn die Eltern selbst mit der Situation überfordert sind.
Einfühlsam erzählt Jorieke Abbing in „Es schneit Eiderdaunen“ (11+) von fehlendem familiären Halt, kindischen Erwachsenen und einem erwachsenen Kind. Die Inszenierung von Carina Eberle (Regie) und Liljan Halfen (Dramaturgie) arbeitet besonders diese Kluft zwischen reifer Tochter und unreifen Eltern heraus. Dabei vertraut man allerdings zu wenig auf die Wirkmacht des Textes und auf die Bereitschaft des (jungen) Publikums, sich auf eine solche Thematik einzulassen. Anstatt Theater zu machen, wickelt man es lieber in das flimmernde und glänzende Papierformat der Fernsehshows und verziert das Päckchen großzügig mit bunten, schlecht geschnittenen Musik-Mascherln. Da wird mit Werbeeinschaltungen (natürlich dürfen die wohlig-warmen Eiderdaunen-Decken im Sonderangebot nicht fehlen) nicht gespart und der berühmte Beginn von Prokofjews „Tanz der Ritter“ aus seinem Ballett „Romeo und Julia“ ohne mit der Wimper zu zucken glatt sinnloser Weise verdoppelt.
Vielleicht ist das Verkriechen der Protagonistin Pomme (Nadja Duesterberg) in die vermeintlich perfekte Fernsehidylle garnicht so weit von der Lebenswirklichkeit der präpubertären Zielgruppe entfernt, dennoch wirken die verwendeten Mittel etwas plump. Auf Zuruf – „Musik!“ – kippt die Szene vom Alltag ins Showbusiness. „Hart aber Pomme, Pomme aber hart“ nennt sie ihre Sendung, in der sie ironisch Stellung bezieht zu ihren persönlichen Erlebnissen. Unbedingt notwendig sind diese Kommentare zur Handlung jedoch weder zum Verständnis noch für die Dynamik des Stücks.
Trotzdem gelingt es dem Ensemble (mit Lucas Sanchez als Vater Dieter und Nika Wanderer als Mutter Marie), ohne Pathos aber mit viel Natürlichkeit, in ihre Rollen zu finden. Sie lassen den Blick in eine Familie zu, der im krassen Gegensatz zu dem in den zitierten Medien propagierten steht: In zerrüttete, komplizierte Verhältnisse mit sich gegenseitig verletzenden Parteien.
Ob es die depressive Phase der Mutter ist, die auch das Kind ans Haus fesselt oder der verzweifelte Vater, den die Tochter wie ein Tier aus seinem Versteck locken muss, Duesterbergs jugendlich-verspielte Art und ihre melancholische Mimik machen deutlich, dass in Wahrheit sie, Pomme, die Leidtragende ist. Eine Projektionsfläche für die Probleme und Emotionen ihrer Eltern.
Zunächst verbietet man ihr das „böse Papa-Wort“ und schließlich gleich den Umgang mit dem „Mann mit der Flasche am Mund“. Aus der anderen Richtung werden solche stereotypen Konstruktionen mit keinem Wort erwähnt. Vielleicht muss man doch genauer hinsehen und erkennen, dass die Erziehungshoheit immer noch den Müttern zugeschrieben wird.
Ganz entgegen der Hollywood-geschulten Erwartungshaltung hofft man vergeblich auf das Happy-End, auf die Restauration des Scherbenhaufens. Viel eher bricht das Stück mitten am Höhepunkt des Konflikts ab. Pommes hartes Fazit: „Ihr lügt doch nur!“
Einfühlsam erzählt Jorieke Abbing in „Es schneit Eiderdaunen“ (11+) von fehlendem familiären Halt, kindischen Erwachsenen und einem erwachsenen Kind. Die Inszenierung von Carina Eberle (Regie) und Liljan Halfen (Dramaturgie) arbeitet besonders diese Kluft zwischen reifer Tochter und unreifen Eltern heraus. Dabei vertraut man allerdings zu wenig auf die Wirkmacht des Textes und auf die Bereitschaft des (jungen) Publikums, sich auf eine solche Thematik einzulassen. Anstatt Theater zu machen, wickelt man es lieber in das flimmernde und glänzende Papierformat der Fernsehshows und verziert das Päckchen großzügig mit bunten, schlecht geschnittenen Musik-Mascherln. Da wird mit Werbeeinschaltungen (natürlich dürfen die wohlig-warmen Eiderdaunen-Decken im Sonderangebot nicht fehlen) nicht gespart und der berühmte Beginn von Prokofjews „Tanz der Ritter“ aus seinem Ballett „Romeo und Julia“ ohne mit der Wimper zu zucken glatt sinnloser Weise verdoppelt.
Vielleicht ist das Verkriechen der Protagonistin Pomme (Nadja Duesterberg) in die vermeintlich perfekte Fernsehidylle garnicht so weit von der Lebenswirklichkeit der präpubertären Zielgruppe entfernt, dennoch wirken die verwendeten Mittel etwas plump. Auf Zuruf – „Musik!“ – kippt die Szene vom Alltag ins Showbusiness. „Hart aber Pomme, Pomme aber hart“ nennt sie ihre Sendung, in der sie ironisch Stellung bezieht zu ihren persönlichen Erlebnissen. Unbedingt notwendig sind diese Kommentare zur Handlung jedoch weder zum Verständnis noch für die Dynamik des Stücks.
Trotzdem gelingt es dem Ensemble (mit Lucas Sanchez als Vater Dieter und Nika Wanderer als Mutter Marie), ohne Pathos aber mit viel Natürlichkeit, in ihre Rollen zu finden. Sie lassen den Blick in eine Familie zu, der im krassen Gegensatz zu dem in den zitierten Medien propagierten steht: In zerrüttete, komplizierte Verhältnisse mit sich gegenseitig verletzenden Parteien.
Ob es die depressive Phase der Mutter ist, die auch das Kind ans Haus fesselt oder der verzweifelte Vater, den die Tochter wie ein Tier aus seinem Versteck locken muss, Duesterbergs jugendlich-verspielte Art und ihre melancholische Mimik machen deutlich, dass in Wahrheit sie, Pomme, die Leidtragende ist. Eine Projektionsfläche für die Probleme und Emotionen ihrer Eltern.
Zunächst verbietet man ihr das „böse Papa-Wort“ und schließlich gleich den Umgang mit dem „Mann mit der Flasche am Mund“. Aus der anderen Richtung werden solche stereotypen Konstruktionen mit keinem Wort erwähnt. Vielleicht muss man doch genauer hinsehen und erkennen, dass die Erziehungshoheit immer noch den Müttern zugeschrieben wird.
Ganz entgegen der Hollywood-geschulten Erwartungshaltung hofft man vergeblich auf das Happy-End, auf die Restauration des Scherbenhaufens. Viel eher bricht das Stück mitten am Höhepunkt des Konflikts ab. Pommes hartes Fazit: „Ihr lügt doch nur!“