Kritik von „TV(i)Monde“ von „Cie les Décatalogués“ von Laura Nußbaumer
Foto von Heinz Wagner/ Kinder-Kurier |
Laufende Fernseher
Wir kennen es: der Fernseher läuft und man
ist so auf das Geschehen im Flimmerkasten fokussiert, dass man gar nicht
bemerkt, wie die Person direkt daneben einen bereits mehrmals beim Namen
gerufen hat. Solange der Kasten an ist, könnte daneben das Haus in Flammen
aufgehen und man würde es nicht bemerken. Dieses Straßentheater hat die
Bildschirmsucht zu seinem Vorteil genutzt!
Am zweiten Tag des „Luaga und Losna“ sind die Augen zahlreicher
Zuschauer einem Fernseher durch die Innenstadt von Feldkirch gefolgt. Der
„Walkact mit dem wandelnden Fernseher“ ist ein Kunstbeitrag der französischen
Künstlergruppe „Cie les Décatalogués“. Dabei performt der Schauspieler Art-Gaêl
als Moderator in einem Fernseher, der von einem „Arbeiter“ durch die Gegend
getragen wird. Das Kostüm, das einen gut zwei Meter großen Mann darstellt, der
den Fernseher samt Nachrichtensprecher trägt, stammt von Florene Godin und Cie
Albédo, während für Ausstattung und Puppen Steff Albédo verantwortlich ist.
„TV(i)Monde“ hätte keinen besseren Zeitpunkt für ihre Performance
wählen können als den Wochenmarkt. Kinder, die mit ihren Eltern und Großeltern
zum Einkaufen gekommen sind, folgen dem wandelnden Fernseher bald von
Kurzperformance zu Kurzperformance und beobachten den Fernseh-Moderator, wie er
kleine Zaubertricks mit Eiern, Papierschlangen und Karten vollführt. Während
die jüngsten Zuschauer großen Spaß haben den gebastelten Kastenträger
anzufassen und mit dem Moderator zu sprechen, ist manchen Erwachsenen die
Aufmerksamkeit, die sie von dem Fernseher bekommen, sichtlich unangenehm. Der
Fernseher verfolgt Passanten, die eilig an ihm vorbeihasten, schaut sich mit
Bauarbeitern eine Baustelle an und beobachtet die Verkäufer an den
Marktständen. Dabei spielt der Kasten Musik oder eine Stimme aus dem Off
rezitiert kleine, aber rätselhafte Gedichte wie „das Eis auf deiner Haut
beginnt zu singen“ oder „das Wasser fließt wie gestern, als das Wasser floss“.
Eine einfallsreiche Methode gegen die Probleme der Digitalisierung
anzukämpfen: man bringt die Zuschauer dazu dem Straßentheater zu folgen wie die
Augen dem Fernseher, dem Handy und dem Laptop folgen! Die Performance kann auch
den mürrischen Österreichern ein Lächeln ins Gesicht zaubern - eine einmalige
Mischung aus Zirkus und Zauberei, die man gerne auf einen Stadtrundgang
begleitet hat!